Ubuntu Mate auf dem Raspberry Pi 2

Das aktuelle Ubuntu Mate bringt die Deskop-Version des Linux-Betriebssystems auf den Raspberry Pi 2. Wir haben das System installiert und waren von Umfang, Tempo und Stabilität angetan.

Das jüngst veröffentlichte Ubuntu-Mate-Image für den Raspberry Pi 2 basiert auf der aktuellen Version 15.10 (Wily Werewolf) und enthält die vollständige Mate-Desktopumgebung. Allerdings wird statt des Betriebssystems mit Snappy-Ubuntu-Core ein Standard-ARMhf-Image eingesetzt. Das System nutzt also Debian-Pakete samt dem apt-get Paket-Tool. Ein Software-Center beziehungsweise einen App-Store zum automatischen Programm-Download gibt es nicht.

Ubuntu-Rasby

Das 1.25 Gigabyte große und komprimierte bz2-Image lässt sich auf der Entwickler-Webseite herunterladen — entweder als Direkt-Download oder per BitTorrent. Nutzer können das Image auch selbst erstellen, entpackt ist das Paket 3,93 Gigabyte groß.

Die Entwickler empfehlen eine mindestens 4 GB große MicroSD-Karte der Klasse 6 oder 10 — wer nachträglich noch Software oder Daten installieren möchte, sollte aber eine SD-Karte mit 8 GB oder mehr wählen. In der aktuellen NOOBS-Installationsauswahl ist Ubuntu Mate nach wie vor nicht enthalten.

Bei unserer Testinstallation waren wir vom reibungslosen Installationsprozess angetan. Allerdings präsentiert Ubuntu Mate dem User den kompletten Einrichtungsassistent, wie man ihn vom Desktop gewähnt ist. Dort läuft der Assistent in der Regel sehr zügig, auf dem Raspberry lässt sich das System mit der Einrichtung von Sprache, Zeitzone und Tastatur dann doch relativ viel Zeit.

Anders als Raspbian legt Ubuntu Mate auch keinen Standard-User an. Das muss manuell über den Assistenten erledigt werden. Das erste Booten samt Einrichtung dauert um die 15 Minuten und damit etwas länger als bei Raspbian. Ist das System aber einmal eingerichtet, benötigt Ubuntu Mate für den Systemstart nur noch um die 40 Sekunden bis zur Desktop-Oberfläche.

Die Software-Auswahl umfasst gängige Pakete wie LibreOffice, Scratch, Minecraft Pi, Firefox, Thunderbird, Transmission, Shotwell, Rhythmbox, Hex-Chat, EOM-Bildbetrachter und den VLC-Player. Für die hardwarebeschleunigte Wiedergabe von Videos empfehlen die Hersteller allerdings den omxplayer — für MPEG-2 oder VC-1 Codecs müssen dann zudem Lizenzen gekauft werden (rund 3,40 bzw. 1,70 Euro).

Ubuntu Mate präsentiert sich performant, stabil und holt doch einiges aus den 900 MHz des Raspberry 2 raus. So starten Programme wie Firefox oder das Textprogramm LibreOffice Writer nach rund 12 bis 15 Sekunden Ladezeit. Im Schreibbetrieb reagiert das System ohne Verzögerung auf Eingaben und auch das Speichern geht flott vonstatten.

Beim Drucken übers Netzwerk ließ sich Ubuntu Mate aber etwas mehr Zeit als andere Windows- und Mac-Systeme im Netzwerk. Immerhin war die Firmware des Dell-Druckers vorhanden. Auch beim Rendern von Webseiten, bei Menüanimationen oder bei der Auswahl aus langen Listen (etwa bei Schriftarten) merkt man die vergleichsweise bescheidenen 900 MHz auf dem Board schon.

Erwartungsgemäß gibt es vor allem bei Web-Videos und beim grafisch aufwändigen Spiel Minecraft Pi vereinzelte Ruckler. Hier hatten wir auch den einzigen Programmabsturz des Tests. Ansonsten lief der Raspberry mit Ubuntu Mate über mehrere Stunden völlig stabil.

Der Mate-Desktop lässt sich je nach Bedarf an- und abschalten, was letztlich auch die Performance verbessert: Wird der Rechner als „Headless Server“ eingesetzt, lässt sich das GUI über den Befehl „graphical disable“ deaktivieren. Nach einem Neustart bootet Ubuntu dann in der Konsole. Mit „graphical enable“ wird die GUI wieder aktiviert. Die Audioausgabe lässt sich wahlweise auf HDMI oder Klinkenausgang einstellen.

Wer die etwas aufwändigere Installationsroutine in Kauf nimmt, kann sich mit Ubuntu Mate 15.10 also überzeugendes Desktop-Feeling auf den Pi holen. Die moderne Oberfläche kommt mit den 900 MHz des Raspberry 2 prinzipiell gut zurecht, hier und da wünscht man sich aber doch noch ein paar Takte hinzu. Die wirklich perfekte Symbiose dürften Ubuntu Mate und Raspberry aber wohl spätestens mit dem nächsten Hardware-Upgrade des Pi eingehen.

 

 

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